Fahrtenbuch
Es war dunkel, der Schnee lag hoch und es herrschte klirrende Kälte. Ich stand vor dem LKW und wollte rein, nur wie? Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Griff hier, Griff da, ich weiß nicht wie, aber ich bin doch in der Fahrerkabine angekommen.
Mit Salz und Sand auf der Ladefläche ging es los über spiegelglatte Straßen und Sträßchen. Mauer rechts, Mauer links, enge Kurve hier, Gartenzaun da, dahinter ein dicker BMW und gegenüber große Milchkannen auf einem Gestell. Menschen standen hier und da hinter den Gardinen. Sobald an einer Stelle zweimal „gepökelt“ wird, klingelt im Rathaus das Telefon. Beim Fahrer piepste es hin und wieder. Es war das „Mischwerk“ und meldete, das Salz gestreut wurde.
In der Dunkelheit tauchte eine gestreute Bundesstraße auf und weiter ging es auf einer Nebenstraße. Zaun rechts, Graben links, die Augen eines Fuchses leuchteten und im Scheinwerferlicht tauchte ein Fußgänger auf.
Der Wagen kam ins rutschen. Rückwärtsgang rein, kurz mit den Vorderrädern über die hinter dem Wagen gestreute Fläche gefahren und dann vorwärts weiter. Jetzt ging es steil bergab. Hier ist der Streuwagen in der letzten Nacht ins rutschen gekommen. Nur durch ein kleines Wunder ist nichts passiert. Auf einem entlegenen Bauernhof wurde gewendet, aus dem Kuhstall winkte der Bauer zu uns rüber. Es war Melkzeit.
Jemand funkte, LKW wo bist Du? Welche Streustufe ist überhaupt dran? Stufe 1, bist Du Dir da sicher? Vom Bergrücken konnte ich Rüggeberg sehen – hier waren die Streufahrzeuge auch aktiv, die orangen Lichter blitzten.
Und weiter ging es. Graben rechts, Graben links, Zaun, Verteilerschrank links. Im Radio die Nachrichten: Eisregen, auf der Kölner Autobahn Unfälle. Hier regnete es nicht mehr, die Straßen waren gestreut und über Funk verabredete man sich für 3 Uhr morgens.
Es ging zurück zum Bauhof. Die Autos rasten an uns vorbei. Auf dem Land gibt es kein Abblendlicht und die Hupen frieren auch nie ein.
Mutig öffnete ich die Fahrzeugtür. Und weiter? Vorwärts? Nein! Rückwärts? Schon besser! Irgendwo fand ich in der Dunkelheit einen Griff, aber die Füße fanden nichts. Also los lassen und springen. Unten angekommen, wollte ich die Autotür hinter mir zu werfen, die schwebte aber über mir. Also wieder auf die Zehenspitzen und irgendwie die Tür zudrücken. Genau so, nur anders stelle ich mir Wasserball vor. Ohne Grund unter den Füßen einmal hoch springen und werfen.
Kurze Zeit später saß ich vor dem Fernseher. Köln, Hamburg, Autobahn Düsseldorf, Berichte über Unfälle auf den glatten Straßen. Ich war dabei gewesen – nur ganz kurz, inmitten 20 Tonnen Rollgewicht mit Salz und Sand im Gepäck, auf spiegelglatten Straßen, ohne Sicherheitsgurt, vom Notarztwagen überholt.
G. K. 1997
Mit Salz und Sand auf der Ladefläche ging es los über spiegelglatte Straßen und Sträßchen. Mauer rechts, Mauer links, enge Kurve hier, Gartenzaun da, dahinter ein dicker BMW und gegenüber große Milchkannen auf einem Gestell. Menschen standen hier und da hinter den Gardinen. Sobald an einer Stelle zweimal „gepökelt“ wird, klingelt im Rathaus das Telefon. Beim Fahrer piepste es hin und wieder. Es war das „Mischwerk“ und meldete, das Salz gestreut wurde.
In der Dunkelheit tauchte eine gestreute Bundesstraße auf und weiter ging es auf einer Nebenstraße. Zaun rechts, Graben links, die Augen eines Fuchses leuchteten und im Scheinwerferlicht tauchte ein Fußgänger auf.
Der Wagen kam ins rutschen. Rückwärtsgang rein, kurz mit den Vorderrädern über die hinter dem Wagen gestreute Fläche gefahren und dann vorwärts weiter. Jetzt ging es steil bergab. Hier ist der Streuwagen in der letzten Nacht ins rutschen gekommen. Nur durch ein kleines Wunder ist nichts passiert. Auf einem entlegenen Bauernhof wurde gewendet, aus dem Kuhstall winkte der Bauer zu uns rüber. Es war Melkzeit.
Jemand funkte, LKW wo bist Du? Welche Streustufe ist überhaupt dran? Stufe 1, bist Du Dir da sicher? Vom Bergrücken konnte ich Rüggeberg sehen – hier waren die Streufahrzeuge auch aktiv, die orangen Lichter blitzten.
Und weiter ging es. Graben rechts, Graben links, Zaun, Verteilerschrank links. Im Radio die Nachrichten: Eisregen, auf der Kölner Autobahn Unfälle. Hier regnete es nicht mehr, die Straßen waren gestreut und über Funk verabredete man sich für 3 Uhr morgens.
Es ging zurück zum Bauhof. Die Autos rasten an uns vorbei. Auf dem Land gibt es kein Abblendlicht und die Hupen frieren auch nie ein.
Mutig öffnete ich die Fahrzeugtür. Und weiter? Vorwärts? Nein! Rückwärts? Schon besser! Irgendwo fand ich in der Dunkelheit einen Griff, aber die Füße fanden nichts. Also los lassen und springen. Unten angekommen, wollte ich die Autotür hinter mir zu werfen, die schwebte aber über mir. Also wieder auf die Zehenspitzen und irgendwie die Tür zudrücken. Genau so, nur anders stelle ich mir Wasserball vor. Ohne Grund unter den Füßen einmal hoch springen und werfen.
Kurze Zeit später saß ich vor dem Fernseher. Köln, Hamburg, Autobahn Düsseldorf, Berichte über Unfälle auf den glatten Straßen. Ich war dabei gewesen – nur ganz kurz, inmitten 20 Tonnen Rollgewicht mit Salz und Sand im Gepäck, auf spiegelglatten Straßen, ohne Sicherheitsgurt, vom Notarztwagen überholt.
G. K. 1997
rattenvogel - 18. Sep, 22:27